Sind verblühte Wegsäume unschön?

Das liegt ganz im Auge des Betrachters. Viele Menschen empfinden ungemähte, abgeblühte Wegsäume oder Gartenbereiche als trist oder unordentlich.
“Das ist ja nur noch braun und dürr und blüht nicht mehr.“
Ganz anders sieht das die Mehrzahl der Lebewesen auf solchen Flächen. Auch wenn keine Bienen oder Schmetterlinge mehr rumfliegen, krabbelt und wuselt es im Kleinen. Wer das beseitigt, aus „Ordnungsliebe“, ist sich wahrscheinlich nicht bewusst, wie vielen Insekten und Kleintieren er eine wichtige Lebensgrundlage zerstört. An und in dürren Stängeln werden beispielsweise viele Eier abgelegt, um im kommenden Frühjahr zu schlüpfen. Man bezeichnet sie als „Stängelüberwinterer“. Und genauso wichtig sind dürre Samenstände als Nahrungsspeicher für viele Kleintiere. Man kann nur staunen, wenn man im Winter ganze Trupps von Vögeln in solchen Flächen herumpicken sieht. Sie finden hier neben Kleinsämereien auch Insekten und deren Puppen.

Der Massenschwund eines Großteils der Insektenarten hat auch mit dem Fehlen von solchen Winterbrachen zu tun. Wir bitten daher alle Gartenbesitzer, den eigenen Garten mit einer „Insektenbrille“ wahrzunehmen und mit dem „Aufräumen“ zu warten bis zum Frühjahr (etwa Ende März – Anfang April). Der schönste Naturgarten nützt nichts, wenn er zum Winter ratzekahl abgeräumt wird.

Ein Refugium für Stängelüberwinterer. Oskar-Stübinger-Straße am Dreihof.

Blütensäume wie beispielsweise den von uns angelegten Waldrandstreifen am Dreihof lassen wir aus Artenschutzgründen bewusst bis ins kommende Frühjahr stehen.
(Eckart Kleemann)

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