„Almauftrieb“ am Steinernen Brückel

Mitte Juni erreicht die Vegetation auf unserer Streuobstwiese am Steinernen Brückel ihren Höhepunkt. Um die recht artenreiche Wiese zu pflegen und zu erhalten, leiht uns der ortsansässige Schäfer Gunter Mees dankenswerterweise schon seit zwei Jahren einen kleinen Trupp seiner Schafherde aus. Diesmal sind es vier stämmige Muttertiere der Rasse Suffolk. Wie gewohnt, haben wir dafür einen „Betreuungsdienst“ organisiert. Täglich schaut jemand vorbei, um Tränkeimer und Elektrozaun zu kontrollieren und gelegentlich unsere Helfer mit einem Leckerli zu belohnen und sie ein wenig zu kraulen.

Wer also unseren Leihtieren gern mal in die Augen schauen und tierisches Vertrauen verspüren möchte, hat hier die Gelegenheit.

Wir beweiden die Fläche in mehreren kleinen Etappen. So sind die zuerst beweideten Flächen bereits wieder nachgewachsen bis die Schafe an der letzten angelangt sind. Den Kleintieren in der Krautschicht verbleiben so immer Rückzugsbereiche. Durch den Tritt der Schafe entstehen viele kleine, offene Bodenstellen, in denen Samen auskeimen können, die in einer dichtbewachsenen Grasnarbe keine Chance hätten – ein Unterschied zur reinen Mähnutzung. Die Schafe selbst bringen das neue Saatgut dabei oft im Fell gleich mit.

In Bayern werden seit einigen Jahren von mehreren Kommunen öffentliche Flächen mit naturschutzfachlicher Zielstellung beweidet. Bei der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege kann man eine Online-Datenbank dieser Beweidungsprojekte aufrufen (Link). Die Stadt Augsburg titulierte sich schon als „Beweidungshauptstadt Bayerns“. Auch in Essingen wird auf ein paar Flächen der Naturschutzbehörde im Rahmen der Biotopbetreuung die Beweidung praktiziert und gefördert. So bleibt wenigstens auf diesen Flächen zahlreichen Kleintieren ein „Mulchschicksal“ erspart.
(Eckart Kleemann)

Von Mehl- und Wurstschwalben

Ist es vielleicht das Mehl in der Backstube, welches die Mehlschwalben immer wieder zum Nestbau unter dem Dachtrauf der Bäckerei Scheurich am Luitpoldplatz in Essingen lockt? Gegenüber an der Metzgerei Frech sind das dann „Wurstschwalben“? Nein, natürlich nicht.

Es ist die Toleranz der Hausbesitzer gegenüber diesen Mitbewohnern, die deren Nester dulden. Ein Grund mehr, im Ort einzukaufen. Leider gibt es in Essingen auch Hausbesitzer, welche Mehlschwalbennester entfernen, was gesetzlich verboten ist. Oder sie installieren gar hässliche Metalldornen an der Wand, um diese nützlichen Vögel zu vergrämen. Dabei lässt sich mit einfachen Kotbrettern die Verschmutzung der Fassade verhindern. Seit Menschengedenken sind Mehl- und Rauchschwalben Mitbewohner an Gebäuden und erfüllten die sommerliche Geräuschkulisse unserer Dörfer mit ihrem munter schwätzenden Gezwitscher, welches leider immer weniger zu vernehmen ist. Ungenügende Nahrungsgrundlage durch starken Insektenschwund, fehlende Lehmpfützen zum Nestbau, nächtliche „Lichtverschmutzung“, zu glatte Fassaden und abweisende Hausbesitzer sind die Ursachen. Dazu kommen noch die vielen Gefahren auf dem jährlichen Zug nach Afrika.

Warum überhaupt nehmen sie diese Strapaze jedes Jahr auf sich und bleiben nicht einfach in den warmen Tropen? Die Erklärung: Am Äquator ist es nur 12 Stunden pro Tag hell, während sie bei uns im Sommer von morgens halb fünf bis abends halb neun, also ca. 16 Stunden lang, Mücken jagen können, um die hungrigen Jungschnäbel über der Backstube zu stopfen.

Neben Mehlschwalben, die ihre Nester meist außen an Gebäuden unter Dachvorsprüngen anbringen, gibt es auch noch die Rauchschwalben, bekannt als „Stallvögel“, weil sie traditionell in Ställen und Scheunen nisten, neuerdings manchmal auch in Parkhäusern. Während die Mehlschwalben leicht an ihrer bauchseitig „mehlig“ weißen Färbung und dem ebenso weißen Bürzel erkennbar sind, zeigen die Rauchschwalben unterseits eine dunklere „rauchweiße“ Farbe und sind an Bürzel und Kehle nicht weiß. Außerdem haben sie einen deutlich stärker gegabelten Schwanz.

Damit die Schwalben nicht das gleiche Schicksal erleiden wie der Storch, welcher 1973 als Brutvogel in Rheinland Pfalz ausgestorben war und erst mühsam wieder angesiedelt werden musste, appellieren wir an alle Hausbesitzer, Mehlschwalben und andere Gebäudebrüter nicht als Verschmutzer, sondern als willkommene Mitbewohner zu betrachten. Gerne beraten wir sie bei der Anbringung von Kotbrettern, Kunstnestern und dem Anlegen von Lehmpfützen. (Mail: vorstand@ehda-essingen.de)

Aufräumen auf den Streuobstwiesen

Wer kennt Myrobalanen? Man nennt sie auch Kirschpflaumen, in manchen Gegenden auch „Dergelkersch“ (hochdeutsch: Türkenkirsche). Ihre weißen Blüten erscheinen bereits vor allen anderen Obstarten und fallen in diesen Tagen besonders auf. Von Laien werden sie oft mit Schlehen verwechselt, da sie auch ähnlich sparrig bedornte Gebüsche bilden können. Sie blühen jedoch schon ein paar Tage früher und wer genau hinschaut, entdeckt zwischen diesen Gebüschen nicht selten alte Stämme von Zwetschgenbäumen, die manchmal schon lange abgestorben sind. Ihre Wurzeln leben allerdings weiter und bilden um den Mutterbaum Ausläufer, aus denen viele Myrobalanen hervorgehen können. Aus einzelnen Zwetschgenbäumen werden so ganze Myrobalanen-Hecken. Das erklärt sich ganz einfach damit, dass sie bei der Anzucht der Zwetschgen als Veredlungsunterlagen verwendet wurden. Alle unsere Pflaumen-, Reineclauden- und Mirabellen-Sorten sind übrigens aus Kreuzungen von Schlehen und Myrobalanen entstanden.

Myrobalanen neben abgestorbenem Zwetschgenbaum (Pfeil)

Für uns markiert die Blüte der Myrobalanen einen guten Zeitpunkt, nach dem beendeten Obstbaumschnitt die Streuobstwiesen„aufzuräumen“. Letzten Samstag trafen wir uns dazu bei der Aussichtsbank am Pleck. Zunächst mussten wir das auf der Fläche noch herumliegende Schnittholz kleinschneiden und zusammentragen. Danach erweckten wir unseren frisch geschmierten Balkenmäher aus seiner Winterruhe, um das dürre Bodengestrüpp und die aufkommenden Brombeer- und Hartriegel abzumähen.

Dies erscheint zunächst nicht gerade naturfreundlich. Um eine artenreiche Krautvegetation aufrechtzuerhalten ist jedoch die regelmäßige Mahd unerlässlich. Wir hatten bewusst die hochgeschossene Vegetation über Winter stehen gelassen. Die dürren Stängel und vor allem die Hohlräume im Stängelinneren sind für viele Insekten wichtig zum Überwintern. Zusammen mit den Samenständen dienen sie Vögeln als natürliches Winterfutter. Um wieder Platz für den in den Startlöchern stehenden Neuaustrieb zu schaffen, ist es jedoch ratsam, die dürren Altbestände jetzt abzumähen.

Ganz wichtig: Der etwa 10 cm hoch eingestellte Balkenmäher verschont dabei die bodennahen Blattrosetten und die abgemähten dürren Stängel bleiben weitgehend unversehrt auf der Fläche liegen. Noch nicht geschlüpfte Insekteneier oder Larven können in den kommenden warmen Tagen auch aus den liegenden Stängeln noch schlüpfen. Im Laufe des Sommers verrotten die alten Stängel. Es wurde nachgewiesen, dass diese Methode wesentlich artenschonender ist als Geräte, welche mit schnell rotierenden Schlegeln oder Messern das Mähgut zerhäckseln.

Nachtrag 29.03.21: Gestern haben wir auch auf der Obstwiese am Steinernen Brückel  die Frühjahrsmahd durchgeführt (siehe Foto, Myrobalanen im Hintergrund). Da die 16 Jungbäume dort aufgrund der letzten beiden Trockensommer nur schwachen Zuwachs zeigen, haben wir auch gleich die Baumscheiben gründlich freigehackt. Wir überlegen, ob wir bei wiederholter Trockenheit versuchen, den Wuchs mit Wassersäcken zu fördern.
(Eckart Kleemann)

Rückblick Obstbaumschnitt ist 2021

Die Obstbaumblüte kündigt sich mit schwellenden Knospen an und die Bäume kommen in Saft. Der Winterschnitt wird jetzt von uns beendet. Ein kurzer Rückblick:

  • Viele Obstbäume in der Flur werden sehr von Wildsträuchern oder eigenen Wurzelauswüchsen bedrängt. Will man sie erhalten, müssen sie freigeschnitten werden. Bei manchen war es höchste Zeit.
Da müssen Profis ran….
  • Wir waren insgesamt an 5 Nachmittagen jeweils zu Zweit unterwegs, schnitten ungefähr 40 Bäume frei und beseitigten auch viele Bruchäste aus den Kronen.
  • Mit dem eigentlichen Obstbaumschnitt begannen wir am 20.02.2021 auf der Streuobstwiese am Steinernen Brückel. 35 Bäume mussten hier geschnitten werden. Da wir sie bereits letztes Jahr einigermaßen in Façon gebracht hatten, war der Schnittaufwand nicht zu hoch.
    Zunächst wurden in einem Crashkurs vor Ort die Grundkenntnisse der naturgemäßen Kronenerziehung erläutert, natürlich mit vorschriftsmäßigem Abstand. Gleich im Anschluss ging es in Zweierteams „ans Holz“. Die anfängliche Unsicherheit und Schnittscheu legte sich bald und in der steigenden Vorfrühlingssonne kamen manche sogar in Schwitzen.
  • Am folgenden Samstag, 27.02.21, übten wir bei herrlichem Vorfrühlingswetter den Erziehungsschnitt an von uns in den letzten 3 Jahren nachgepflanzten Bäumen (33 Bäume).
  • Im Laufe der Woche waren die Bäume auf unserer Streuobstwiese am Pleck an der Reihe und auf der Essinger Schulobstwiese, insgesamt nochmal rund 40 Bäume.

Die größte Herausforderung zu guter Letzt waren zwei praktisch noch nie geschnittene, sanierungsbedürftige Bäume am Schinderhöbel. Da fällt ein Haufen Holz an und man braucht zu zweit schon mal zwei Stunden pro Baum. Wir sind gespannt, wie die beiden Bäume auf die „Radikalkur“ reagieren werden. Hier ein vorher-nachher Bild:

Nachpflanzungen von eingegangenen Bäumen

Im Jahr 2017 hatten wir ein Kataster der Bäume erstellt, die auf gemeindeeigenen Flächen in den letzten Jahrzehnten gepflanzt wurden, meist im Zuge von Flurbereinigungen. Wir erfassten damals 1.191 Bäume und dokumentierten Art, Stammumfang und die genaue Lage in einem geografischen Informationssystem (QGIS). Wir zählten 188 eingegangene Bäume (ca. 16 Prozent), oft durch Verbiss, aber auch Sturmbruch, manchmal auch durch verstümmelnden Rückschnitt oder Stammbeschädigungen.

Seit unserer Gründung vor 4 Jahren bemühen wir uns, die Ausfälle zu ersetzen. Mittlerweile haben wir 40 Bäume nachgepflanzt, davon 4 am letzten Samstag. Diesmal wählten wir Arten, die aus Vorderasien stammen und hoffentlich dem Klimawandel besser gewachsen sind. Die trockenen Sommer der letzten Jahre machen unseren Bäumen sichtlich zu schaffen, besonders in der empfindlichen Anwachsphase.

Maulbeerbaum am Pleck* (siehe Nachtrag)

Am Ossoplatz pflanzten wir eine Dürkheimer Krachmandel (weichschalige Essmandel) und am Pleck zwei Maulbeerbäume (1 schwarzfrüchtige und 1 weißfrüchtige)*. Dazu auf der Streuobstwiese hinterm Sportplatz einen robusten Kaiser-Wilhelm-Apfel. Unter der Grasnarbe war der Untergrund immer noch knochentrocken und wir mussten die Spitzhacke zu Hilfe nehmen. Vielen Dank an die Helfer.
(Eckart Kleemann,  am 28.11.2020)

*Nachtrag: Leider mussten wir die beiden Maulbeerbäume letzte Woche wieder ausgraben und an eine andere Gemeinde verschenken. Good bye, Good bye.
Grund: Maulbeeren sind ein potentieller Wirt der Kirschessigfliege. Das ist eine asiatischeTaufliegenart, die vor ca. 10 Jahren in Deutschland eingeschleppt wurde. In manchen Jahren ruft sie starke Schäden an roten Trauben hervor – in Essingen gab es 2014 den ersten starken Befall. Die Pflanzung der beiden Bäume wurde daher beanstandet. Damit hatten wir nicht gerechnet, da in unmittelbarer Nachbarschaft auch zahlreiche Brombeeren, Kirschbäume und Holunder wachsen, die als ebenso hochgradige Wirtspflanzen gelten. Als hochgradige Wirtspflanze gilt übrigens auch der in Hausgärten so beliebte, ökologisch sehr umstrittene Kirschlorbeer.
(Eckart Kleemann, 11.03.2021)

Radtour am 27.09.2020

Die Eh-da Initiative Essingen e.V. unternimmt am Sonntag, den 27.09.2020 eine Fahrrad-Tour nach Frankweiler und lädt alle Mitglieder (selbstverständlich mit Anhängen) sehr herzlich dazu ein. Die Tour ist für Jung und Alt geeignet.

Treffpunkt ist am Sportplatz um 11 Uhr, dann radeln wir gemütlich circa eine Stunde zu unserem Ziel, der Weinbar Müller, dort kehren wir zum Mittagessen ein. Die Hinfahrt erfolgt auf direktem Wege, die Rückfahrt kann auf einer längeren Route erfolgen, für die die möchten.
Bei Regenwetter findet der Ausflug mittels Autofahrgemeinschaft statt. Der Treffpunkt bleibt am Sportplatz, eine halbe Stunde später um 11:30 Uhr.
Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer(innen) und bitten um Anmeldung zwecks Tischreservierung bis zum 23.09.2020 unter
Tel. 06347 – 6060103 (AB)  oder vorstand@ehda-essingen.de
(Viviane Schuster)

Aktion Saubere Landschaft in Essingen

Wie auch in den Jahren zuvor findet dieses Jahr am Samstag, den 23.03.2019 die Aktion “Saubere Landschaft” auch wieder in Essingen statt.

Schon seit Jahren ruft der Landkreis Südliche Weinstraße Vereine und Gruppen in den Gemeinden zum Müllsammeln auf. Leider sterben Unbelehrbare nicht aus und verschmutzen vorsätzlich oder gedankenlos unsere schöne Landschaft.

Die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße stellt dafür kostenlose Container zur Verfügung.

Auf diese Weise wird den Ortsgemeinden und Privatinitiativen ermöglicht, mit freiwilligen Helfern die Gemarkungen der einzelnen Gemeinden einmal im Jahr flächendeckend und ohne finanzielle Belastung von Unrat zu säubern und den gesammelten Müll ordnungsgemäß zu entsorgen.

Aus natur- und tierschutzrechtlichen Gründen dürfen die Aktionen allerdings nur bis spätestens Ende März eines jeden Jahres durchgeführt werden.

Wann: Samstag, 23.03.2019
Uhrzeit: 9:00 Uhr
Wo: Friedhof – Parkplatz
Mitbringen: Festes Schuhwerk, Handschuhe

Banker on Bike – Wir sind als Spendenempfänger vorgeschlagen!

Von Herrn Markus Suroff wurde unser Verein als Spendenempfänger im Rahmen der bankinternen Kampagne „Banker on Bike“ vorgeschlagen. Im Rahmen dieser Aktion radeln die Mitarbeiter der Umweltbank in den Sommermonaten zur Arbeit. Für jeden zurückgelegten Kilometer spendet die UmweltBank 1 Euro an ökologische oder soziale Projekte, die von den Mitarbeitern der Umweltbank ausgewählt werden. Die Abstimmung wird voraussichtlich Ende 2018 / Anfang 2019 stattfinden.

Wir drücken uns in diesem Fall natürlich ganz fest die Daumen!

 

Essingen blüht und summt – eine Vision?

Ja, aber kein Hirngespinst. 

Es gibt nicht nur in den Essinger Eh da-Flächen (= nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen in der Flur, die „eh da“ sind) sondern auch in innerörtlichen Grünanlagen und vor allem auch in zahlreichen privaten Gärten viele Möglichkeiten einer blütenreicheren Gestaltung. Sterile Rasenflächen, häufig ungenutzt und nur als „Flächenfüller“ angelegt, damit es ordentlich aussieht, ließen sich ohne großen Aufwand in herrlich blühende Flächen umwandeln.  Sogar tote Schotterbeete könnten wieder zum Leben erweckt und in botanisch interessante artenreiche Trockenrasen „renaturiert“ werden – Vielfalt statt Ödnis!

Die Eh da-Initiative hat sich vorgenommen, alle „umstellungswilligen“ Gartenbesitzer in Essingen zu unterstützen. Vor allem stellen wir gern geeignetes Saatgut zur Verfügung und helfen Ihnen bei der Aussaat.

Falls Sie einen Beitrag für eine „blühende Zukunft“ leisten möchten, melden Sie sich einfach bei uns, auch wenn die Fläche nur klein ist.

Wildblumen in die Gärten

Liebe Gartenbesitzer!

Wir wünschen uns viel mehr heimische Wildblumen in unseren Gärten und möchten Sie ermutigen, dazu beizutragen. Bringen Sie Leben in Ihren Garten statt toten Schotter und sterilen Rasen!

Umstellungswilligen Gartenbesitzern stellen wir gerne Saatgut zur Verfügung – kleine Portionstütchen mit kurzer Erläuterung können Sie am Kerwesonntag,  dem 27.08.2017, an der Endstation vom Schoppenbähnl erhalten.

Auch in der Flur gibt es viele artenarme Grasflächen (oft durch übertriebenes Mulchen der Anlieger entstanden), die jedem Naturfreund ein Graus sind. Wir wollen im Herbst damit beginnen, per Hand solche Flächen an ausgesuchten Stellen umzustechen und zur Frühjahrsaussaat vorzubereiten. Freiwillige Helfer sind herzlich willkommen – wir kündigen es hier rechtzeitig an. Nach und nach werden wir so hoffentlich unsere Umgebung wieder etwas farbiger und attraktiver für Wildbienen, Schmetterlinge (und auch uns Menschen!) machen. In den Städten gibt es die Bewegung des „Urban Gardening“ auf städtischen Flächen, auf dem Land braucht es eine „Blütenguerilla“.

Warum heimische Wildblumen? Es gibt zwar wunderschöne Bienen-Blühmischungen mit vielen Zucht- und Gartenarten, deren Erfolg jedoch nach 1-2 Jahren verpufft und die dann gewöhnlich in Gras- und Unkrautbestände übergehen. Mit heimischen Wildblumen ist der optische Erfolg im ersten Jahr zwar nicht so spektakulär, steigert sich jedoch in den Folgejahren und bleibt über viele Jahre erhalten.

Auch aus einem anderen Grund muss man die beliebten exotischen Blühmischungen (z.B. Mössinger Sommer) mit einem Fragezeichen versehen: Da sie großenteils aus nicht heimischen Arten bestehen,  liefern sie zwar Futter für die Alleskönner unter den Blütenbesuchern, wie Honigbienen und Hummeln, nicht aber für die meisten Wildbienen oder gar die Raupen unserer Schmetterlinge. Wildbienenspezialisten warnen inzwischen eben aus diesem Grunde vehement davor: Gerade die seltenen, die gefährdeten Arten, die Nahrungsspezialisten unter unseren Insekten gehen leer aus. Rund ein Drittel der ca. 500 heimischen Wildbienenarten sammeln den Pollen für die Larven nur an bestimmten Pflanzenarten oder -familien. Sie würden nur auf heimischen Blühmischungen fündig.

Noch etwas macht exotische Ansaaten ökologisch wertloser. Sie bleiben selten über den Winter stehen, bieten also keine Winterverstecke für Eier und Puppen oder Samenstände als Vogelfutter – all das sind kostenlose Leistungen von heimischen Wildblumen, die erst im Frühjahr gemäht werden. Letzteres erfordert bei den meisten Gartenbesitzern allerdings eine Veränderung der Grundeinstellung, im Herbst alles sauber abzuräumen. Wenn wenigstens ein Teil nicht abgeräumt würde, wäre schon ein Gewinn.

Was gibt es bei der Aussaat zu beachten?

Bewährt hat sich hier die Methode nach Johannes Burri, ein bekannter Schweizer Spezialist für Wildblumen („Wildblumenburri“):

Bodenvorbereitung: Vor einer Neusaat muss die «alte» Pflanzengesellschaft restlos beseitigt werden (umgraben, abschälen, hacken, pflügen, fräsen etc.). 2 bis 3 Wochen nach der Bodenbearbeitung beginnt die Spontanflora (Unkraut) schon wieder zu sprießen. Das keimende Unkraut lässt sich am einfachsten mit Hilfe eines Gartenrechens beseitigen. Diese oberflächliche Bearbeitung sollte bei Bedarf im Abstand von einigen Wochen wiederholt werden. Achtung: Die Fläche darf nicht mehr tief bearbeitet werden (max. 3cm). Nach der ersten tiefen Bodenbearbeitung (bei der der alte Bewuchs vernichtet wurde) sollte sich der Boden bis zur Saat mindestens 4 Wochen lang absetzen können. Am Tag der Aussaat muss die ganze Fläche ein letztes Mal, ganz oberflächlich, bearbeitet werden. Keinesfalls sollte man die Fläche düngen oder mit Kompost anreichern.

Aussaatzeit: Eine günstige Zeit ist Mitte August bis spätestens Ende September oder im März-Mai. Da es sich größtenteils um Lichtkeimer handelt, ist es wichtig, dass das Saatgut nur obenauf gesät und keinesfalls eingearbeitet wird. Das unbedingt notwendige Anwalzen, oder Andrücken auf der Fläche sorgt für den benötigten Bodenschluss und eine gleichmäßige Keimung.

Pflege: Frisch gesäte Wildblumen dürfen im ersten Jahr (und auch in den Folgejahren) auch bei großer Trockenheit nicht bewässert werden.

Ein Wildblumenbestand sieht im Aussaatjahr oft sehr schlecht aus und der Deckungsgrad ist ungenügend. Beim flüchtigen Betrachten sieht der Laie nur Unkraut. Das muss so sein! Die Zwei- und Mehrjährigen entwickeln sich erst nach einer Überwinterung.

Sobald kein Licht mehr auf den Boden fällt, ist es Zeit für den ersten Säuberungsschnitt. Dies trifft etwa 8 Wochen nach der Aussaat zu, wenn der Bestand etwa kniehoch aufgewachsen ist. Die Schnitthöhe beträgt etwa 8 cm. Das Schnittgut wird sorgfältig zusammengerecht und entsorgt.

Es wäre toll, wenn viele Essinger Gartenbesitzer eine Wildblumenecke in Ihrem Garten schaffen würden. Wir unterstützen Sie hierbei gerne mit geeignetem Saatgut.

Ein großes Potential bieten ungenutzte Rasenflächen, die in vielen Gärten nur aus Bequemlichkeit angelegt sind, weil sie (irrtümlicherweise) für pflegeleicht gehalten werden. Für Wildbienen und andere Blütenbesucher ist ein gepflegter Rasen eine grüne Wüste. Wenn man einen Teil davon nur noch zwei- bis viermal im Jahr mäht, kommen zumindest Gänseblümchen, Kriechender Günsel, Wiesen-Löwenzahn, Scharfer Hahnenfuß, Gundermann, Weißklee oder Gamander-Ehrenpreis zum Blühen, was bereits eine Verbesserung ist. Eine artenreiche Blumenwiese entwickelt sich meist aufgrund der Wurzelkonkurrenz der Rasengräser nicht. Empfehlenswerter ist daher, gewisse Bereiche nach der oben beschriebenen Burri-Methode neu einzusäen.

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